Sturm Carmen am 12.11.2010 in Deutschland

Hier ist das Forum für Mittelfristvorhersagen und die dazu gehörenden Modellanalysen

Sturm Carmen am 12.11.2010 in Deutschland

Beitragvon Wettermaik » 10.11.2010, 07:53

Sturm Carmen am 12.11.2010 in Deutschland

Sturmtief „Carmen“ entwickelt sich und so könnte es am 12.11.2010 in Deutschland aussehen. Noch liegt fast unscheinbar das Sturmtief Carmen südlich Grönlands und gewinnt im Tagesverlauf deutlich an Intensität. Derzeit berechnet das Modell GFS seinen Weg in südöstlicher bis südlicher Richtung. Dabei wird es von heute Morgen bis zum Abend einen Kerndruckabfall von 985 auf 955 hPa erleben und südlich Islands liegen. Und wieder einmal ist es soweit. Ein neuer Herbststurm könnte am Freitag für etwas Bewegung in der Atmosphäre sorgen.

Soweit, so gut. Deutschland wird sich auch heute nochmals mit kaltem und feuchtem Wetter begnügen müssen. Noch liegen wir in einer nördlichen Luftströmung, in der kalte Luft aus Skandinavien nach Mitteleuropa gelenkt wird. Dabei lenkt ein Tief über Finnland Wolken in unsere Breiten, die immer wieder Regen bringen.

Unterdessen verstärkt sich Carmen auf seinem Weg Richtung britische Inseln. Im Laufe des späten Nachmittags erreicht es Schottland. Die Warmfront von Carmen, die auf die noch vorhandene Kaltluft über Deutschland trifft, wird dabei mit kräftigen Regenfällen im Laufe des Nachmittags über die Westhälfte Deutschlands einbrechen. Die Luftmassengrenze, die die kalte Luft im Osten und die nachrückende sehr warme Luft aus dem Südwesten Europas trennt, kann zu teilweise ergiebigen Niederschlägen führen, die besonders in den Höhenlagen von Taunus, Eifel und am Abend auch im Harz zu Schneefällen führen kann. Da die Warmluft aber sehr präsent sein wird, geht der Schneefall rasch in regen über.

Die Warmfront von Carmen hat es scheinbar sehr eilig. So erreicht sie in den Abend- und frühen Nachtstunden schon die Oder, die Neiße und den Bayrischen Wald. Zeitgleich lockert von Nordwesten her die Wolkendecke wieder auf. Schauer und einzelne Gewitter künden von der nachfolgenden Kaltfront. Im Osten Deutschlands sind teilweise kräftige und ergiebige Niederschläge möglich.

Bild
Bild
Wind in 850 hPa Höhe über Deutschland am 11.11.2010 22 Uhr MEZ.

Mit der Warmfront wird ein erstes Starkwindfeld über Deutschland hinwegziehen. Dies wird vor allem im Süden und der Mitte Deutschlands für Sturmböen sorgen. In den Höhenlagen der Mittelgebirge sind auch orkanartige Böen, teilweise Orkanböen möglich. So werden derzeit Winde in 1500 Metern Höhe (850 hPa) von 120 bis 155 Kilometern pro Stunde berechnet. Dabei könnte dann am stärksten der Bereich Schwarzwald, Erz- und Fichtelgebirge betroffen sein.


Bild
Bild
Wind in 850 hPa Höhe über Deutschland am 12.11.2010 7Uhr MEZ.

Am Morgen des 12.11.2010 erreicht dann das zweite Starkwindfeld den Nordwesten und Norden Deutschlands. Dabei werden die kräftigsten Winde in 850 hPa Höhe wohl in einem Streifen vom Sauerland bis zum Harz auftreten. Dies bedeutet vor allem für die Mittelgebirge orkanartige Böen und Orkanböen. Auf dem Brocken möchte ich da einzelne Böen bis 140 Kilometer pro Stunde nicht ausschließen. Aufgrund der Nähe zum Tief, sein Kern wird über die südliche Nordsee und Dänemark ziehen, werden im Norden Deutschlands Böen von 8 bis 11 Beaufort auftreten. Dabei sollte dann auch wieder darauf geachtet werden, dass exponierte Lagen, wie Helgoland, durchaus auch Böen bis 120 Kilometer pro Stunde erwarten dürften.


Bild
Bild
Wind in 850 hPa Höhe über Deutschland am 12.11.2010 3Uhr MEZ.

In den Mittagsstunden zieht der Tiefdruckkern von Carmen dann weiter über die Ostsee zur zentralen Ostsee. Auf diesem Weg geht ihr langsam die Puste aus. Der Kerndruck dürfte auf etwa 970 hPa ansteigen. Das Starkwindfeld in der Höhe von 1500 Metern wird dabei über dem Norden Deutschlands liegen. Es erreicht immer noch 118 bis 135 Kilometer pro Stunde. Vor allem auf dem Brocken und auch auf der Ostsee sind einzelne Böen bis 120 Kilometer pro Stunde möglich. Dabei zielt mein Blick auf Stellen wie Hiddensee.

Ich rechne derzeit bei der Zugbahn des Tiefs im Norden Deutschlands mit Böen von 9 bis 11 Beaufort. Zwischen dem Emsland und der Oder können einzelne 12er Böen auftreten, diese aber auch wieder eher in freien Lagen. Schleswig-Holstein und die Küste von Mecklenburg-Vorpommern könnten, wie beim letzten Sturm, aufgrund der Nähe zum Tiefdruckzentrum mit deutlich schwächeren Böen rechnen. Dabei wären aber auch hier Böen der Stärke 9 bis 10 durchaus denkbar.

Fazit: Zwar entwickelt sich Carmen zum Orkantief, aber nicht immer ist der Norden der begünstigte und windreichste Ort, für die kräftigsten Böen. Im Binnenland könnte es diesmal, ähnlich wie beim letzten Sturmtief, wieder die kräftigsten Böen auftreten. Mit Carmen folgt dann noch eine Milderung. Die Temperaturen werden deutschlandweit in den zweistelligen Bereich klettern. Ein gutes hat das Tiefdruckgebiet aber. Das triste grau in grau hört, zumindest vorübergehend, auf.

Maik Thomaß, 09.11.2010 7:44

Quelle: http://www.wettertopia.de/blog/20101110-sturm-carmen-in-deutschland-am-12-11-2010.htm
Wettermaik
 

Zurück zu Mittelfrist



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast