22.01.2010 - Kaltes Wochenende, milder Wochenmitte und danach?

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22.01.2010 - Kaltes Wochenende, milder Wochenmitte und danach?

Beitragvon Maik » 16.09.2021, 06:35

Kaltes Wochenende, milder Wochenmitte und danach?


Die derzeitige Wetterlage zeigt Deutschland in einer Zweiteilung. So wird der Westen immer wieder von milder Mittelmeerluft gestreift, der Osten Deutschlands liegt dagegen unter polarer Kaltluft. So "ungerecht" kann die Verteilung beim Wetter im Winter sein.



Schauen wir aber erst einmal auf die kommenden 48 Stunden. Samstag wird sich an der Wetterverteilung nicht viel tun. So liegt immer noch ein kräftiges Hoch über Nordosteuropa, welches polare Kaltluft nach Mitteleuropa lenkt. Diese trifft auf milde Mittelmeerluft, die über Frankreich nach Island geleitet wird. Dabei lenkt ein Tief über Großbritannien diese nordwärts. Ein weiteres Tief über Grönland saugt diese Luft weiter bis weit nach Norden. In etwas abgeschwächter Form kommt diese Kaltluft im äußersten Westen und Süden Deutschlands an. So steigen auch am morgigen Tag im Westen und Süden die Temperaturen ins Plus. Mäßiger, in den Nächten auch strenger Frost herrscht dagegen im Osten und Norden vor. Niederschläge sind am morgigen Tag aber bis zum Abend nicht zu erwarten. Allerdings schiebt sich die Warmfront des Tiefs über Großbritannien langsam nach Osten.

In der Nacht auf Sonntag erreicht diese dann den äußersten Westen, wo sie am Morgen bereits erste Schneefälle bringt. Diese werden am Niederrhein, durch den Einfluss milderer Luft, rasch in Regen übergehen. Um die Mittagszeit liegt sie zwischen der Nordsee und dem Rheinland.

Zeitgleich liegt unser Tief über der Ostküste Englands, siehe Grafik unten. Dabei wird dieses Tief skandinavische Kaltluft nach Großbritannien führen.

Sehr schön ist auch zu erkennen, wie die Temperaturverteilung am Sonntag zur Mittagszeit über Deutschland ausschaut. Unter minus fünf Grad von der Nordsee bis zum Erzgebirge. Westlich dieser Linie leichte Plusgrade. Somit erklären sich die Niederschläge fast von selbst.

Warum es so mild wird, kann man sehr gut am Wind (siehe Grafik) erkennen. Während dieser im Norden und Osten eher aus Südost kommt, somit die Kälte mit ihm, wird er Richtung Westen eher aus Südwest bis Süd kommen und damit auch die milde Luft heranführen.

Beim Blick in die Nacht, in diesem Fall kurz nach Mitternacht, dann verlagert sich das Tief von der englischen Nordseeküste Richtung Holland.

Die Luftmassengrenze mit Niederschlägen vorwiegend als Schnee, erreicht etwa eine Linie Ostsee - Erzgebirge. Die Niederschläge gehen überwiegend als Schnee nieder, jedoch gibt es eine Ausnahme.

Auch in der Nacht fließt in den Westen Deutschlands milde Luft ein. Diese verwandelt so manche Schneeflocke in Regen oder gefrierenden Regen. Dabei kann es besonders in den Morgenstunden recht glatt werden.

Der Wind kommt, bedingt durch die Lage des Tiefs über der Nordsee, aus Südwest bis West. Somit ist die herangeführte Luft recht mild.

Am Montag löst sich das Tief dann über Nordwestdeutschland auf. Somit werden auch die Niederschläge langsam nachlassen. Zugleich wird aus Skandinavien die oben angesprochene Kaltluft auch in den Nordwesten und Westen eingeleitet. Ähnlich wie beim Autofahren ist zwar der treibende Motor, in diesem Fall das Tief, nicht mehr da, aber durch die Trägheit verlagert sich die schwere Kaltluft noch weiter nach Süden.
Dienstag gelangt Deutschland dann unter Hochdruckeinfluss. Das Hoch über Nordosteuropa streckt seine Fühler über Skandinavien westwärts aus. Es verbindet sich mit einem weiteren Hoch westlich Frankreichs. Somit kehrt neben Ruhe auch die Kälte über Deutschland ein. Fast in ganz Deutschland bedeutet das nicht nur in den Nächten Frost, sondern auch am Tag. Mit Ausnahme des alleräußersten Westens, der immer noch unter leicht milderer Luft verbleiben könnte, denn um das Hoch westlich Frankreichs fließt milde Atlantikluft über Großbritannien zur Nordsee, von dort aus weiter Richtung Frankreich und in ganz abgeschwächter Form zum Niederrhein.

Die Nacht auf Mittwoch könnte dann in vielen Teilen Deutschlands bitterkalt werden. Ursache ist eine teilweise sternenklare Nacht. Verstärkt wird die Auskühlung durch die vorhandene Schneedecke. So kann es mancherorts bis zu minus 20 Grad kalt werden. Am Tag gibt es dann nur im Westen und Süden leichten Frost. Im Osten und Norden bleibt der mäßige, teilweise auch strenge Frost bestehen. Die Hochdruckzone über Deutschland gelangt langsam in Bedrängnis. Ein kräftiges Tief über dem Nordmeer verursacht eine westliche Höhenströmung. Mit dieser gelangt zunehmend milde Atlantikluft Richtung Mitteleuropa.

Der Wind würde in weiten Teilen Deutschlands auf Südwest drehen, an der Nordsee sogar auf Nordwest drehen.

Folge wäre am Donnerstag länger anhaltender und teilweise ergiebiger Regen im Nordwesten Deutschlands. Im Nordosten anfangs Regen, später wieder Schnee. Während hier am Vormittag noch kurzzeitig mildere Luft den Schnee zu Regen macht, fließt am Nachmittag wieder kalte Luft aus Skandinavien ein. Im Nordwesten muss dagegen der Nordsee gedankt werden, dass die Niederschläge eher als Regen niedergehen. Die milde Nordseeluft wirkt wie eine Heizung.

Sehr schön ist dieser Wärmeeffekt auch auf der Temperaturkarte zu sehen. Milder Nordwesten gegen kühlen Rest Deutschlands.

Würde sich das Tief am kommenden Freitag dann nach Skandinavien verlagern, wäre ein direkter Kaltluftvorschub aus Skandinavien die Folge. Ungebremst würde auf der Rückseite des Tiefs polare Kaltluft direkt über Norwegen nach Deutschland und über die Alpen bis nach Norditalien vorankommen. Zudem könnten sich die Niederschläge, die am Vortag über Norddeutschland lagen, am Alpenrand stauen und zu ergiebigen Neuschneemengen führen.

Fazit: Der Winter hat den Norden und Osten Deutschlands noch ein paar Tage fest im Griff. Ob sich die Milderung durchsetzt und wenn ja, wie lange und ob das Tief über Skandinavien für Kaltluft aus dem Polargebiet sorgen wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Sicher dagegen ist die Tatsache, dass die Zweiteilung noch ein paar Stunden anhalten wird.

Maik Thomaß, 22.01.2010 20:00

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