14.01.2010 - Hochdruck und Inversion ohne Ende?

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14.01.2010 - Hochdruck und Inversion ohne Ende?

Beitragvon Maik » 16.09.2021, 06:30

Hochdruck und Inversion ohne Ende?


Diesen Eindruck könnte man bekommen, wenn man sich die Karten der kommenden sieben Tage anschaut, die eine fast schon festgefahrene Wetterlage zeigen.



Fangen wir erst einmal bei heute Nacht und morgen an. Aktuell liegt Deutschland zwischen einem Hoch über dem Baltikum, das seine Fühler bis nach Deutschland ausbreitet, und Tiefdruckgebieten, die auf dem Atlantik ihr Unwesen treiben. Dabei wird in einer südöstlichen Luftströmung zwar kühle Festlandsluft wirksam, dies aber nur bodennah. In der Höhe wird mildere und feuchtere Luft aus dem östlichen Mittelmeer herangeführt. Folge ist eine Inversionswetterlage. Hochdruckwetter verbindet man ja gerne mit Sonnenschein und schönem Wetter. Nicht so der Fall bei dieser Lage. Die mildere und feuchte Luft kann sich gegen die bodennahe Kaltluft nicht durchsetzen. Warum?

Kalte Luft ist schwerer als warme Luft. Diese kalte Luft liegt am Boden wie ein schwerer Klumpen Blei. Über diesen breitet sich die milde Luft aus, kann aber nichts ausrichten. Folge sind Nebel und Hochnebel, dazu Temperaturen, die tags und nachts fast gleich sind, sofern die Hochnebeldecke in der Nacht keine Lücken bekommt.

Wer gerne mal zu hause ausprobieren möchte, wie diese Kondensation vonstatten geht, der kann dies mit einem einfachen Experiment machen. Man nehme ein Glas mit kaltem Wasser, stelle dieses in den Kühlschrank und wartet etwa eine Stunde. Danach nehmen wir dieses Glas aus dem Kühlschrank. Schon jetzt bildet sich Kondenswasser, kleine Tröpfchen am Glasaußenrand. Um diesen Effekt noch zu verstärken, haucht man dieses kalte Glas an. Da die Atemluft beim Ausatmen ebenfalls mit Feuchtigkeit angereichert ist, wirkt sie wie die feuchte Luft aus dem östlichen Mittelmeerraum. Somit wäre dann der im kleinen Maßstab die Hochnebeldecke erklärt.

Zurück zu unserer Inversionswetterlage, wie sie auch in Fachkreisen genannt wird. Inversion bedeutet in der Meteorologie nichts anderes als Umkehr. Im Normalfall nimmt die Temperatur mit der Höhe ab. Bei Inversionswetterlagen ist es aber anders. Da kann es auf den Bergen deutlich wärmer sein, als im Tal. Auch hier ist die Folge eine fiese Hochnebeldecke. Nun bildet sich morgen eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, die quer über Deutschland verläuft und das Hoch über dem Baltikum mit einem Hoch über Spanien verbindet. An dessen Westseite gelangt mildere Luft über Großbritannien nach Island, wo sie förmlich von einem kräftigen Tief südlich Islands hinkatapultiert wird. Ein Teil dieser milderen Luft erreicht auch den Westen und Süden Deutschlands, was sich in den Temperaturen widerspiegelt, die im leichten Plus landen werden. Völlig unberührt von der Milderung ist der Osten. Einerseits ist bodennah die Kaltluft, andererseits verhindert die Hochnebeldecke das Durchdringen von Wärme bringenden Sonnenstrahlen. Somit steht der nächste Eistag, ein Tag an dem die Temperatur am Tag auch unter 0,0 Grad Celsius liegt, bevor.

Am Samstag mogelt sich ein Randtief, welches sich über dem Ärmelkanal bildet etwas weiter nach Osten durch. Das Tief bei Island wird unterdessen eine Warmfront über Frankreich langsam nach Osten schicken, die mit ersten Schneeflocken in den Abendstunden den äußersten Westen erreichen wird. In der Nacht kann dann teilweise kräftiger Schneefall vom Niederrhein bis zum Emsland so manche Autofahrt rutschig machen.

Sonntag überquert das Tief vom Ärmelkanal dann Deutschland über Niedersachsen nach Osten. Gestärkt durch das Islandtief wird es mit kräftigen Schneefällen bis zur Elbe vorankommen, wobei man Nachmittag die meisten Schneeflocken das Ziel, den Boden, nur noch als Regentropfen erreichen werden. So werden von Bayern bis ins südliche Emsland zeitweilige leichte Regenfälle den Tag gestalten. Von der Nordsee bis zum Bayrischen Wald stehen die Chancen auf Schneefälle gut. Hier wird die Kaltluft wohl so manchen von Regen verschonen. Östlich der Elbe setzt sich dagegen die Hochnebelsuppe weiter fort, die den Tag als grau in grau in Erinnerung bringen wird.

Schon am Montag herrscht wieder schönes winterliches Hochdruckwetter über Deutschland. Ausgehend von unserem altbewährten Hoch über dem Nordosten Europas erstreckt sich eine Hochdruckbrücke über Deutschland und verbindet dieses Hoch mit einem Hoch über Nordafrika. Die Nähe zur Süd- bis Südwestströmung lässt die Temperaturen im Süden und Westen Deutschlands am Tag nah an die Nullgradgrenze steigen. Im Osten verbleibt dagegen die Kälte.

Dienstag könnte man fast sagen, es ändert sich nicht viel. Allerdings wird ein neues kräftiges Tief über dem Atlantik auf Island zusteuern. Dieses bringt vorderseitig milde Luft bis in den Westen und Südwesten Deutschlands. Mittwoch könnte dann am Alpenrand ein kleines fast unscheinbares Tief über Frankreich für einige Zentimeter Neuschnee sorgen.

Donnerstag erreicht die Warmfront des Tiefs dann den äußersten Westen Deutschlands mit neuen Regenwolken. Aber der Osten und Norden könnten weiterhin im kalten Bereich bleiben. Grund wäre, so wie es derzeit die Karten zeigen, ein Höhentief oder auch Kaltlufttropfen. Dieses unscheinbare Tief wird am Boden kaum messbar erfasst. Einziges Indiz wären dann die Temperaturen, die am Tag kaum mehr als -7 und in der Nacht sogar weit unter -10 Grad erreichen könnten. Im Westen setzt sich dagegen milde Luft durch. Das wäre dann Potential für teilweise ergiebige Niederschläge. Da dies aber noch über eine Woche hin ist, kann sich so Manches noch ändern.

Fazit: Deutschland verbleibt in den kommenden Tagen zwischen zwei Luftmassen. Milde Luft aus dem Westen, die gegen die Kaltluft aus dem Osten versucht anzukommen. Wer letztlich als Sieger hervorgehen wird, das wird sich zeigen. Noch sind nicht alle Karten gelegt und es bleibt spannend. Würde sich diese Wetterlage bestätigen, würde der Osten und Norden Deutschlands in den kommenden Tagen weiterhin unter Sonnenmangel leiden, während der Westen und Süden so manche nasse Dusche abbekommt.

Maik Thomaß, 14.01.2010 22:41

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