07.12.2011 - BILD erklärt den Blitz-Winter

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07.12.2011 - BILD erklärt den Blitz-Winter

Beitragvon Maik » 16.09.2021, 12:44

BILD erklärt den Blitz-Winter


Bild erklärt uns den Blitzwinter und erfindet schon in der Überschrift ein neues Wort. Aber warum dieser Artikel mit der neuen Wortkreation? Erschienen ist der Artikel am 5. Dezember 2011, und das weil, so lässt es sich aus der Überschrift erkennen, es in Hamburg geschneit hat. Im Folgenden versuche ich einfach mal ein paar Wortkreation verständlich darzustellen und auf den Artikel näher einzugehen.



"Plötzlich fing es an zu schneien. Hamburg kalt erwischt vom Blitz-Winter". Mit dieser Überschrift lockte am 5. Dezember 2011 die Bild-Zeitung ihre Leser. Es schien unabsehbar, dass es Anfang Dezember schneit und unsere Wetterdienste hatten davon nichts gesehen. So könnte man aus der Überschrift schlau werden. Aber schon am Sonntagabend war abzusehen, dass aus dem Regen Schneeregen und Schnee wird. "An der Nord- und Ostsee sind gewittrige Graupelschauer unterwegs. Auch hier können sich landeinwärts ein paar Schneeflocken untermischen." war unsere Aussage am Sonntagabend um 20:11. Da es von Hamburg bis zur Nordsee noch ein paar Kilometer sind, sollte dies keine große Überraschung sein.

Nun erklärt uns Bild aber den Blitz-Winter und dies zusammen mit Wetter-Experte Dominik Jung von einem für die Bild arbeitenden Wetterdienst. Die erste Frage an Herrn Jung lautete: Woher kam der Schnee, worauf dieser kurz auf das Tief einging, welches am Montag für Flockenwirbel sorgte. In der zweiten Frage ging es um Verkehr, in diesem Fall und Autoverkehr und diese wurde ebenfalls an Herrn Jung gestellt. Richtiger Ansprechpartner aus meiner Sicht der Dinge wäre da ein Polizeisprecher gewesen. Aber gut, jeder macht es so, wie er es für richtig hält.

Nächste Frage: "Wann bleibt der Schnee liegen?" "Unklar! Noch ist der Boden mit etwa fünf Grad zu warm." so Dominik Jung, ohne dabei auf die in den darauffolgenden Tagen einfließende mildere Luft und den damit verbundenen Regen einzugehen.

Die spannendste Frage ist natürlich beim Thema "Blitz-Winter" "Wie wahrscheinlich sind weiße Weihnachten in Hamburg?" und dann gleich die Aussage von Herrn Jung, der promt folgende Antwort gibt: "Aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit bei 35 Prozent […] Seit gestern ist sie aber um fünf Prozent gestiegen!" In seiner These zum bezieht er sich auf den Artikel "Schauen Sie mal, ob Sie weiße Weihnachten haben" den wir bereits näher beleuchtet haben. In einer Glaskugelgrafik steht tatsächlich bei Hamburg eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent.

Unsere nächste spannende Frage zum Theme "Bild erklärt den Blitz-Winter" lautet: "Wann gab es 2010 den ersten Schnee?" Herr Jung geht tatsächlich auf die Frage ein, allerdings schweift er dann ins Jahr 2010, was hier aber nicht gefragt worden ist. "Den ersten liegen gebliebenen Schnee gab es am 26. November mit zwei Zentimetern. Gestern vor einem Jahr lagen sogar zwölf Zentimeter!"

Und nun meine Frage: Wo ist die Erklärung "Blitz-Winter"? Ich habe nirgends eine Erklärung gefunden. Sie etwa? Dann erklären wir Ihnen mal den Blitz-Winter und weitere phänomenale Begriffe kreiert von der Bild-Zeitung.

Blitz-Winter: Ein plötzlich und unvorhersehbares Ereignis, welches, wie der Name schon sagt, im Winter auftritt. Dabei fällt unvorhersehbar Schnee in größeren Mengen, der zu Verkehrsbehinderungen und durch den Schnee hervorgerufene Glätteunfälle führt. Für Meteorologen scheint dieses Phänomen so selten aufzutreten, dass es schier unmöglich ist, es vorherzusagen.

Blitz-Eis: Eine etwas ältere Kreation, die aber bereits von Meteorologen verwendet wird. Bei diesem Begriff handelt es sich nicht um einen meteorologischen Begriff. Der richtige Begriff wäre Glatteisregen oder gefrierender Regen. Auch hier zählt die Schlagkraft des Wortes Blitz mit Eis. Gefrierender Regen tritt in der Regen mit aufziehenden Warmfronten im Winter auf. Dabei fällen Regentropfen oder Eiskörner auf den noch gefrorenen Boden und verwandeln in kürzester Zeit Straßen in Rutschbahnen.

Horror-Winter: Eine Kreation die ebenfalls erst vor kurzem für einen etwas längeren Blogeintrag sorgte. Horror kommt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie Angstzustände. Horror-Winter ist also eine Mischung aus Angstzustand und der Jahreszeit Winter, auf die wir uns eigentlich freuen. In diesem Fall soll aber vor dem Winter Angst verbreitet werden. Am 24.10.2011 witterte Herr Jung, unser Wetter-Experte von, den Namen werde ich auch hier nicht nennen, schon Ende November den brutalen Horror-Winter mit Frosteinbrüchen Ende November, jedoch blieb diese Aussage im Raum stehen, denn die kalte Luft wollte doch nicht zu uns kommen. Zurück zum Horror-Winter. Diese Kreation soll Angst schüren. Angst in einer Zeit, wo es wirklich wichtigere Probleme und Ängste der Menschen gibt. Aber die Bild-Zeitung macht oft was mit Horror und verkauft es uns dann als "so wird es kommen".

Gülle-Flüsse: Als Gülle bezeichnet man natürlich anfallenden Wirtschaftsdünger, der überwiegend aus Urin und Kot von landwirtschaftlichen Tieren besteht. So die Begriffserklärung. Also würden laut Bild tierische Abfälle in Flüsse geleitet. Was in dem Artikel eigentlich gemeint war, ist Klärwasser, welches in Flüsse geleitet wird. Dabei steht der Aspekt Klärwasser in der Nebenrolle. Hauptsächlich ging es um Flüsse mit Niedrigwasser oder nur noch aus Gülle bestehendem Wasser. Bild versuchte uns damit bildlich darzustellen, wie unsere Flüsse riechen, wenn nur noch Klärwasser dem Rhein oder anderen Flüssen entspringt. Wie gut, dass es jetzt regnet, damit wir nicht im Mief ersticken müssen.

Letzter Begriff: Russen-Winter: Mit diesem Begriff wird der Vorstoß sehr kalter Luftmassen aus Russland bezeichnet. Eigentlich handelt es sich hier um kontinenale Kaltluft, deren Ursprung des Polargebiet ist und die über Russland dann auch nach Deutschland gelangt.

Fazit: "Bild erklärt uns den Blitz-Winter" hat von meiner Seite eine glatte Schulnote 6 verdient. Der Begriff oder besser die Definition ist komplett ausgeblieben. Stattdessen wurde ein Dialog über Hamburg gehalten und dort über den Verkehr gesprochen. Was den Blitz-Winter, mal wieder eine reißerische Überschrift, angeht, so bin ich als Wetterexperte aus dem Artikel nicht schlau geworden. Vielleicht werden doch irgendwann einmal die hier aufgeführten Begriffe von der Bild-Zeitung mit weiteren Begriffen in einem Wörterbuch "BILD – Deutsch, Deutsch – BILD" erscheinen. Bis dahin müssen wir selber suchen und hoffen, auf neue Begriffskreationen eine Antwort zu finden.

Quellenangabe: Zitate in diesem Blog entstammen folgenden Artikel: http://www.bild.de/regional/hamburg/schneefall/bild-erklaert-den-blitz-winter-21382076.bild.html

Maik Thomaß, 27.01.2011

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