07.12.2011 - Wetterchaos: Was ist mit unserem Wetter los?

Hier gibt es alle Blogartikel bis 2020

07.12.2011 - Wetterchaos: Was ist mit unserem Wetter los?

Beitragvon Maik » 16.09.2021, 12:48

Wetterchaos: Was ist mit unserem Wetter los?


Wer sich öfters auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes rumtreibt und sich dort die Wetterrückblicke ansieht, hat bestimmt schon bemerkt, dass dort die Artikel etwa zwei bis drei Tage vor Monatsende erscheinen. Einen Zacken schärfer macht es Dominik Jung, Wetterexperte und Diplommeteorologe von einem Wetterdienst, dessen Namen ich jetzt mal außer Acht lasse in der größten deutschen Tageszeitung mit den vier Buchstaben. Erschienen ist der Artikel online und zwar am 24.11.2011 und damit sechs Tage vor Monatsende.



Mit "Sandstürme in Mecklenburg, Schneeschmelze in den Bergen, null Regen, Fischsterben in Flüssen ohne Wasser, Waldbrände in den Alpen – und das alles Ende November!" leitet die Bild-Zeitung den Artikel ein und bezieht sich dabei auf den namenhaften Wetterdienst. Über den Sandsturm in Mecklenburg-Vorpommern berichteten wir bereits am 08.04.2011. Wenn wir uns mal das Wetter im November in Rostock ansehen und dort ganz gezielt auf den Wind schauen, so gab es bis zum 24.11.2011 keinen Sturm. Eine eher ruhige Wetterlage lag hinter uns mit Böen, die deutlich unter 60 Kilometern pro Stunde lagen.

"Flüsse ohne Wasser" so wird uns ein Horrorszenario beschrieben, welches wir bisher noch nicht erlebt haben. Flüsse, die extremes Niedrigwasser führten, waren in der Vergangenheit schon öfters im Gespräch. Aber Fische brauchen Wasser, und ohne Wasser würden sie sterben. Damit hätte die Aussage dann wieder ihre Richtigkeit. Um das Niedrigwasser noch zu untermauern gibt der Wetterdienst folgende Daten an - "Der Pegel des Rheins lag gestern in Köln bei 1,02 Meter. Niedrigster November-Pegel seit 100 Jahren! Tendenz: weiter fallend! (Höchststand: 10,69 Meter)." Warum kommt aber gleich noch ein Höchststand? Ich denke, es geht hier um Niedrigwasser. Die Höchststände sind im Übrigen aus den Jahren, wo der Rhein aufgrund von Schmelzwasser teilweise über die Ufer getreten ist.

Im Folgenden werden dann gleich Horrorszenarien aufgeführt und denkt sogar etwas sozial. Mit Aussagen wie "Schiffe können nur noch die Hälfte laden" denkt die Bild-Zeitung wahrscheinlich sogar an die Schiffseigner, die mit Umsatzeinbußen rechnen müssen. Die daraus resultierenden höheren Transportkosten werden dann, so die Bild-Zeitung, die Endverbraucher zu spüren bekommen. Die Preise für Heizöl und Diesel könnten steigen. Ob durch das Niedrigwasser tatsächlich die Preise für Heizöl und Diesel steigen, halte ich persönlich für zu hoch gegriffen, zumal die Ölkonzerne doch immer wieder mit fadenscheinigen Aussagen und Thesen an der Preisschraube drehen. Obwohl dann neue Aussagen wie "Wegen des Niedrigwassers im Rhein müssen wir leider die Preise erhöhen" mal eine ganz neue Aussage wäre.

"Der Schnee schmilzt weg!" denn "Auf der 2962 Meter hohen Zugspitze lagen Anfang November 30 Zentimeter Schnee, jetzt sind es nur noch 20 cm." Gut, das ist zwar nicht jedes Jahr so, aber es gibt auch Jahre, in denen die Temperatur auf der Zugspitze in den positiven Bereich steigt.

Im weiteren Verlauf geht die Bild dann noch einmal auf die Flüsse und das Niedrigwasser ein. Die Theorie sagt, das ein "ungünstigen Mischungsverhältniss" von Klärwasser und dem noch vorhandenen Flusswasser, was ja so gut wie weg ist, zu "Gülle-Flüssen" führt. Diese Wortkreation ist mal wieder eine von der Bild. Darauf gehe ich aber später noch in einem gesonderten Blog ein. "Folge, so Experten, könnten ein dramatisches Fisch- und Pflanzensterben sein". Hat der Mensch es nicht schon öfter geschafft, Fische und Pflanzen in Flüssen nahezu auszurotten und das auch ohne Niedrigwasser? Ich möchte gar nicht wissen, was alles an ungeklärten Abwässern in Flüsse und Seen geleitet wird und wie es sich auf Tiere und Pflanzen auswirkt.

Eine weitere spannende Aussage ist folgende: "Durch den fehlenden Regen werden in allen großen Städten gesundheitsgefährdende Feinstaubbelastungen gemessen." Nicht alleine der fehlende Regen ist entscheidend für die "schlechte" Luftqualität. Er wäscht zwar letzten Endes die Luft aus, aber auch ein Luftaustausch hätte im November Besserung bewirkt. Wie die Wetterlage im November wirklich war, wird hier nicht deutlich. Fakt ist, dass wir im November, bis zum Erscheinen dieses Zeitungsartikels, eine ausgeprägte Hochdruckwetterlage über Mittel- und Osteuropa hatten. Diese bewirkte austauscharmes Wetter, sprich wir hatten kaum Winde, die mal etwas andere Luft heran wehen konnten.

"Die Landesämter für Umwelt geben der Luftqualität in vielen Großstädten nur noch die Schulnote Fünf." Mit dieser vorletzten Aussage versucht uns die Bild zu verdeutlichen, wie man Luftgüte messbar und für den Endverbraucher verdeutlichen kann. In "vielen Großstädten" wie zum Beispiel? Diese Aussage fehlt. Ob es in Rostock, auch eine Großstadt mit Nähe zur Ostsee, auch eine Schulnote fünf bekommen hätte, bleibt dabei offen. Hier geht es wieder um die Ballungszentren und die Großstädte, die auch bei leicht windigem Wetter oder Regen an die Grenzen der "sauberen" Luft kommen.

Fazit: Dieser Artikel zeigt wieder einmal mehr, wie seriös unseriös mit Zahlen und Fakten umgegangen wird, ohne wirklich auf Hintergründe einzugehen. Uns werden Horrorszenarien vorgestellt, die auch ohne diese Wetterkapriolen sehr wahrscheinlich sind und auch schon des öfteren aufgetreten sind. Was mir persönlich bei dem ganzen Artikel fehlt, sind Quellenangaben, auf die sich der Autor bezieht und auf die der Autor zurückgegriffen hat. Zudem ist es unseriös, ein Ereignis aus dem April diesen Jahres zu nehmen, und dieses als Novemberwetterereignis zu verkaufen. Aber wie heißt es so schön: BILD dir deine Meinung. In diesem Sinne könnte es auch heißen "BILD macht dir deine Meinung".

Quellenangabe: Zitate in diesem Blog entstammen folgenden Artikel: http://www.bild.de/news/inland/wetter/was-ist-mit-unserem-wetter-los-21204706.bild.html

Maik Thomaß, 07.12.2011

Benutzeravatar
Maik
Administrator
 
Beiträge: 18194
Registriert: 02.11.2020, 11:58
Land: Deutschland
Ort: Rostock
Höhe: 5
Minimumtemperatur: -16,7°C
Maximumtemperatur: +37,6°C
Wetterstation: Von jedem etwas
Kamera: Sony α 58
Über mich: Immer interessiert an jedem Wetter, egal ob Sonne, Regen, Schnee oder Nebel und das seit meiner Kindheit

Zurück zu Wetterblog Archiv



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast