19.11.2011 - Meteorologen und ihre Aussagen – Eine Distanzierung von namhaften Diplommeteorologen

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19.11.2011 - Meteorologen und ihre Aussagen – Eine Distanzierung von namhaften Diplommeteorologen

Beitragvon Maik » 16.09.2021, 13:00

Meteorologen und ihre Aussagen – Eine Distanzierung von namhaften Diplommeteorologen


Erst kürzlich, am 24.10.2011, wurde uns der Horrorwinter schlecht hin prognostiziert. Wir gingen in diesem Artikel näher auf die Aussagen eines namhaften Diplommeteorologen ein. Nun haben wir ja sehr viel vom "Horrorwinter" mitbekommen. Sprich im Norden und Osten war es überwiegend wechselhaft, aber milder als prognostiziert. Nur der Süden hatte auch mal ein paar Schneetage und die Berge sogar ein paar mehr Zentimeter Schnee. Auch die minus 25 Grad, die uns versprochen wurden, sind bisher nur in entlegenen Kältelöchern aufgetreten.



Heute nehme ich auf Artikel der Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben Bezug, denn in den vergangenen Tagen tauchten diverse Artikel auf, die immer wieder mit einem Namen des namhaften Diplommeteorologen versehen sind. Der "Wetterexperte", so wird er dort immer wieder geschrieben, hat uns am 12. Januar und am 13. Januar dieses Jahres von Temperaturen bis -10 Grad Celsius, ob Tag oder Nacht ist unklar, und einer "Schneepeitsche" versprochen. Und dies nicht nur in den Mittelgebirgen oder den Alpen, nein deutschlandweit. Wenn ich da so rückblickend die letzten sieben Tage betrachte, so hat es hier im Norden nicht ein Flöckchen gegeben.

Zwei Tage später war dann wieder der "Bibberwinter" im Gespräch. In Oberstdorf (Algäu) sollen -20 Grad gemessen worden sein. Sagenhafte -25 Grad Celsius in fünf Zentimetern Höhe. Gut. Oberstdorf liegt aber nun sowieso etwas exklusiv in einer Muldenlage, umgeben von 1700 bis 2200 Meter hohen Bergen. Wenn sich jemand etwas mit dem Wetter auskennt, so weiß er, dass gerade derartige Tiefstwerte dort keine Seltenheit sind. Zurück zu unserem Bibberwinter, der uns versprochen wurde. Heute, sprich am 19. Januar 2012, sollte uns die Kältepeitsche treffen, so die Computersimulationen des Diplommeteorologen. Dabei kann ich mich noch gut an einen GFS-Lauf erinnern, der wirklich dieses Szenario anzeigte. Nur war das ein einzelner Lauf. Die Folgeläufe sagten bereits wieder etwas anderes. Was wirklich daraus geworden ist, sehen wir beim heutigen Wetter.

Diplommeteorologe Andreas Friedrich sieht das Ganze etwas gelassener und realistischer und meint, das wir auf "normales Januarniveau" kommen. Seinen Einschätzungen konnte man in der Vergangenheit wirklich mehr Glauben schenken, als denen des namhaften Diplommeteorologe.

Chronologisch aufsteigend wechsel ich jetzt mal den Tag und schwenke vergnügt zum 16. Januar 2012. Dort heißt es in der Tageszeitung: "Bis zu -25 Grad! Ab heute wird’s bei uns saukalt!". Da steigt doch glatt weg wieder die Freude bei denen, die im Winter Schnee haben möchten, diesen aber bisher vermisst haben. Und dann noch folgende Aussage: "Das winterliche Wetter wird uns wohl bis zum Monatsende erhalten bleiben." Diese Aussage stammt wie gesagt vom Montag. Gleich zwei Tage später, am 18. Januar 2012, wurde die Aussage, dass wir einen saukalten Winter bekommen, in Halbwinter umgewandelt. "Schnee, Sonne, Regen in Leipzig Wetter-Experte: "Halber Winter bleibt"

Was nützt dann alles herum gerate beim Wetter, wenn dann doch alles anders kommt. Da wird dann sprichwörtlich noch nach dem Strohalm gesucht, der unseren Winter härter macht, als den Moskauer Winter. Mit folgender Überschrift lockte die Tageszeitung: "Verkehrte Wetter-Welt Freiburg kälter als Moskau". Mal ganz ehrlich. Der Vergleich ist ein wenig an den Haaren hergezogen. Da ist es eine Nacht mit -8 Grad in Freiburg nur 1 Kelvin (1 Grad) kälter als in Moskau, schon ist die Wetterwelt verkehrt. Wie sieht es dann in Mallorca im Sommer aus, wenn dort nur 21 und in Berlin 22 Grad erreicht werden? Ist dann die Wetter-Welt erneut verkehrt?

Solche Phänomene gab es schon sehr häufig. Es kommt darauf an, wo die Luftmassen herkommen und welche Bedingungen herrschen. So ist es normal, dass Nächte unter freiem Himmel deutlich kälter sind, als Nächte mit geschlossener Wolkendecke. Die sich am Tag gesammelte Wärmeenergie kann in klaren Nächten gut ins All entweichen. In bedeckten Nächten wirkt dagegen die Wolkendecke wie eine Bettdecke, unter der sich die milde Luft halten kann.

Nun zum eigentlichen Kern dieses kleinen Artikels. Für einen Eintrag und eine namentliche Nennung in diversen Zeitungen geben einige Menschen wirklich alles her, sogar ihren Namen und Ruf. Letztlich schadet es aber dem Image des Berufs der Meteorologen, die dann immer wieder als Lügner dargestellt werden, weil einige Diplommeteorologen meinen, ihre Aussagen reißerisch und ohne, ich will es mal ganz knallhart ausdrücken, Verstand zum Besten geben. Dabei sollten eigentlich alle, die sich Meteorologe schimpfen oder nennen, wissen, dass sich das Wetter nur bis zu vier Tage wirklich voraussagen lässt und alles darüber hinaus dann mehr Raterei, Wunschdenken und Hoffnung machen ist.

Wir von wissen es und machen nicht unsere Wünsche zum Ziel eines Artikels, weshalb letztlich die Vorhersagen bis maximal vier Tage erscheinen und neutral geschrieben werden. Bei unsicheren Wetterlagen werden Sie immer wieder die Unsicherheit erkennen und lesen. Realismus ist bei vielen Meteorologen noch geblieben, aber für die oben genannte gute und reißerische Schlagzeile tun einige Meteorologen alles, um in die Klatschblätter zu kommen. Um den Ruf des Meteorologen noch etwas zu retten sollte beim Lesen diverser Artikel dann auch folgendes beachtet werden:

Wie wurde die Überschrift des Artikels gewählt (reißerisch, polarisierend)?
Versucht der Meteorologe mit Aussagen wie könnte, vielleicht, eventuell und so weiter zu relativieren?
Welche Namen treten sehr häufig im Vergleich zu anderen Artikeln auf?
Ist der Prognosezeitraum größer als vier Tage.
Ist ein aktueller Artikel so geschrieben, dass ein Artikel, der wenige Tage vorher verfasst wurde, diesen komplett negiert?

Wenn Sie diese Punkte beachten oder mindestens drei Punkte mit Ja beantworten können, so werden Sie schnell den Wahrheitsgehalt des Artikels herausfinden. In diesem Artikel habe ich bewusst einen Namen nicht genannt, die des Diplommeteorologen, der in allen unten aufgeführten Artikeln auftaucht. Ich hoffe, ich konnte ein paar Menschen davon überzeugen, dass die Artikel mit reißerischen Überschriften mehr oder weniger Luftblasen sind, die schneller verpuffen und falsche Hoffnungen und Panik schüren.

Quellenangabe:
http://www.bild.de/news/inland/winter/warm-in-deutschland-eiskalt-in-der-schweiz-22079154.bild.html
http://www.bild.de/news/inland/schnee/temperaturen-bis-minus-zehn-grad-kommt-mit-dem-bibber-winter-auch-der-schnee-22048492.bild.html
http://www.bild.de/news/inland/winter/jetzt-kommt-er-doch-22041894.bild.html
http://www.bild.de/news/inland/winter/wintereinbruch-minus-temperaturen-ab-heute-wird-es-saukalt-22106786.bild.html
http://www.bild.de/news/inland/news-inland/kaelte-moskau-22115728.bild.html
http://www.bild.de/regional/leipzig/wetter/regen-schnee-sonne-wetter-experte-halber-winter-in-leipzig-22137488.bild.html

Maik Thomaß, 19.11.2011

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