In diesem Jahr haben wir insgesamt fünf Sendern bei ihren Wetterprognosen im Zeitraum vom 31. März 2019 bis zum 31. Juli 2019 zugehört. Die Herausforderung war, alle fünf regionalen Sender - NDR 1 Radio MV, Ostseewelle, Antenne MV, Radio B2 und SVR Hanseradio - zur selben Zeit zu hören. In der Regel fanden diese "Anhörungen" in der Zeit zwischen 13 und 17 Uhr statt. Ziel war es, möglichst genaue Wetterprognosen der einzelnen Sender für den folgenden Tag zu hören.
Alle Sender haben ihr eigenes Schema und den eigenen Slogan für die Wetterprognose. Während NDR 1 Radio MV mit "Das Regionenwetter" aufwartet, folgt Radio B2 mit "Das Mecklenburg-Vorpommern-Wetter bei Radio B2 immer zu erst". Antenne MV geht mit "Das Wetter für Stadt, Strand und Land" an den Start, Ostseewelle präsentiert den Werbepartner, der des öfteren wechselt. SVR Hanseradio hat keinen speziellen Slogan für die Wettervorhersage.
Während Radio B2 immer zuerst sein Wetter präsentiert, ist es bei NDR 1 Radio MV, Ostseewelle und Antenne MV nach den Nachrichten zu hören. Alle zwei Stunden präsentiert SVR Hanseradio die Wettervorhersage, die, um es gleich einmal vorweg zu nehmen, am ausführlichsten ist.
Schauen wir als nächstes auf die mit dem Slogan versuchten Wettervorhersagen:
NDR 1 Radio MV "Das Regionenwetter" So sehr regionenbezogen, wie der Slogan es macht, ist die Wetterprognose bei weitem nicht. Oftmals wird, soweit auswertbar, eine sehr pauschale Wetterprognose für das gesamte Land abgegeben. Zudem sitzen neben dem aktuellen Moderator der entsprechenden Sendung ein weiterer Moderator oder eine weitere Moderatorin im Studio, die versuchen, Dialoge zum aktuellen Wettergeschehen aufzubauen. Je nach Wetterlage wird dann, auf den Hörer macht es den Eindruck unvorbereitet, nach den Extrem-Wetterwerten gesucht. Dies nimmt meist 70 bis 80 Prozent der gesamten Wetterprognose ein. Beispielsweise wird an einem völlig bedeckten Tag nach einzelnen Sonnenstrahlen gesucht, die es dann irgendwo im Land gibt. Bei der Suche ist es, als ob eine große Karte abgegrast wird, um dann topaktuelle Wetterwerte zu präsentieren. Was das aktuelle Wetter angeht, so gibt es hier defizite. Während sich bereits dicke Wolken mit Schauern und Gewittern am Himmel tummeln, ist es oftmals noch freundlich und trocken. Da gilt es nachzubessern oder einfach mal einen Blick aus dem Fenster zu wagen. Bei der Länge der Suche nach aktuellen Wetterwerten kommt häufig das Gefühl auf, den Sender zu wechseln. Der Zuhörer verliert die Lust am Hören und scheint bis zu eigentlichen Wetterprognose für den nächsten Tag gar nicht mehr am Rundfunkempfänger zu verweilen. Böse ausgedrückt, ist er vor der Wetterprognose für den kommenden Tag schon mit dem Kopf auf den Tisch geknallt.
Radio B2 "Das Mecklenburg-Vorpommern-Wetter bei Radio B2 immer zu erst" Hier stimmt das gesagte mit dem gemachten überein. Meist werden drei bis vier Wettermeldungen der Wettermelder präsentiert, die sich allerdings nur aus den aktuellen Werten der Temperaturen von Städten aus Mecklenburg-Vorpommern bestehen. Dabei fällt auf, dass es deutliche Abweichungen zum gemeldeten Temperaturwert und der tatsächlichen Temperatur gibt. Oftmals wurden tiefere Werte angegeben, als tatsächlich schon erreicht waren. Aber auch der umgedrehte Fall war oft zu hören. Bestes Beispiel Rostock Stadthafen, wo die Temperatur in den meisten Fällen tiefer war, als an offiziellen Messstationen. Woran es liegen mag, bleibt Spekulation. Möglich wäre es, dass eine Messung auf einem im Stadthafen liegenden Boot gemacht wurden, was eine größere Abweichung bestätigen würde. Nach den aktuellen Wettermeldungen folgt der Blick auf das Nachmittagswetter. Der "Zweitagetrend" er kommt bei einem anderen Sender auch noch vor, umfasst die folgende Nacht und die beiden Folgetage. Meist gab es allerdings nur einen Blick auf den kommenden Tag, ab und an wurde auch gleich auf das Wetter des 2. Tages geschaut. Ab und an gab es eine Zusammenfassung beider Tage. Was die Länge der Prognosen angeht, so ist hier deutlich erkennbar, dass die Wetterprognosen häufig aus zwei kurzen Sätzen besteht. Ab und an gab es auch eine Unterscheidung bei den Temperaturen zwischen Ostsee und Binnenland teilweise auch Temperaturspannen.
Antenne MV "Das Wetter für Stadt, Strand und Land" Das verspricht viel, enttäuscht umso mehr. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern gibt es im Sommer sehr große Unterschiede zwischen Strand und Binnenland. Sei es bei den Temperaturen, dem Wetter oder dem Wind. Aufgebaut ist die Wettersendung wie folgt: Zunächst gibt es einen Überblick über Stationen der Fantasie. Dem Zuhörer wird suggeriert, das es in jedem noch so kleinem Dörflein tatsächlich Wettermessstationen gibt. Um die Illusion zu nehmen: Gibt es nicht. Es wird die nächste Messstation gesucht, dann gibt es ein Dorf, was, wenn es hochkommt, nur die Einwohner kennen, und schon ist es dort so warm. Klirr - Illusion zerschlagen. Wäre unser Messnetz tatsächlich so dicht, wären so manche Wettermodelle bei der Erstellung von Prognosekarten noch besser. Nach den aktuellen Überblick wird der Nachmittag präsentiert. Hier fällt auf, das auch der Blick auf Radarbilder, Satellitenbilder und Temperaturen nicht erfolgt. Beispiel: Aktuell ist es tatsächlich sonnig, laut dem Wetter im Radio aber dicht bewölkt mit Regen. Nach der Vorhersage für den Nachmittag kommt kurz und knapp ein Blick auf die Nacht und den nächsten Tag, teilweise auch die nächsten Tage. Besonders bei bevorstehender Hitze wird der Blick dann auch mal auf den 3. Folgetag gelegt und die Temperaturprognose für den kommenden Tag vergessen. Pluspunkt. Es sitzt nur ein Moderator im Studio. Somit kommt es gar nicht erst zu Dialogen, die im Endlosen münden.
Ostseewelle hat Werbepartner. Diese präsentation dauert schon einmal gute 30 Sekunden. Danach geht es aber ran an den Speck. Aktuelle Werte, anders als beim NDR, schon in Vorbereitung vorgelegt. Allerdings ähnlich wie bei Antenne MV gibt es auch hier Orte, wo sich noch nicht einmal Fuchs und Hase gute Nacht wünschen würden. Nach dem Blick auf die "virtuellen Temperaturen" geht es mit dem Blick auf den Nachmittag und die Nacht weiter. Zu 95 Prozent der gemachen Prognosen wird auf den nächsten Tag mit Temperaturen und dann erst auf den zweiten Tag geschaut. Wie weiter oben schon erwähnt, heißt es auch hier "der Zwei-Tage-Trend". Die Wettervorhersagen in der Gesamtheit sind aufgeteilt in ein bis zwei Sätze, kurz knackig nur selten aufgesplittet in einzelne Regionen.
SVR Hanseradio liefert die ausführlichsten Wetterprognosen und die vollständigsten dazu. Hier gibt es keine Blick auf das aktuelle Wetter. Die Aufteilung ist klar strukturiert: Das Wetter mit Tempraturen und Wind für die Nacht, danach der Blick auf den Folgetag mit Wetter, Temperaturen und Wind und danach ein Blick auf den zweiten und dritten Folgetag. Besonders hervorzuheben ist die Ausführlichkeit der Wettervorhersage, sowie der Unterscheidung zwischen Ostseeküste - Binnenland, Mecklenburg - Vorpommern oder anderen Wetterlagen, wo es tatsächlich regionale Unterschiede gibt. Das wäre das eigentliche "Regionenwetter"! In der Regel sind die einzelnen Tage klar gegliedert und zeitlich kaum unterschiedlich lang. Da das Wetter nicht halbstündlich oder stündlich gesendet wird, fühlt sich der Hörer auch nicht genervt von dauernden Suchen nach aktuellen Extremwerten.
Antenne MV, NDR 1 Radio MV, Ostseewelle und Radio B2 haben bei den Wetterprognosen einige Gemeinsamkeiten. Während oftmals nach den Extremen, beispielsweise Hitze und deren Rekordwerten, gesucht wird, spielt der Wind eine untergeordnete Rolle. Wenn es hoch kommt, gab es seitens dieser Sender nur etwa zwei- oder dreimal die Windvorhersage für den kommenden Tag. Was die Prognosegüte angeht, so gibt es hier die Noten 2 bis 5 aus schulischer Sicht. Diese entstanden nicht zuletzt, weil es keine Wetterprognosen gab (NDR 1 Radio MV glänzte damit), sondern auch bei den Prognosen die Temperaturen oder das Wetter für den nächsten Tag schlicht vernachlässigt wurden. Eigentlich sollte es nach einer gewissen Zeit so sein, dass alle Sender alle Werte einer Wettervorhersage mit aufbringen, sprich Wetter, Temperaturen und Wind, aber von den Vorhaben sind wir abgekommen, sonst hätte es ab besagten Zeitpunkt keine Punkte mehr für die großen Sender des Landes gegeben. Anfangs waren wir noch großzügig, wenn die Temperatur nicht erwähnt wurde, was wir allerdings nach einigen Tagen auch in die Wertung mit haben einfließen lassen.
Nun zu den Ergebnissen der einzelnen Sender. Es gibt einen klaren und deutlichen Sieger und einen klaren Verlierer. Fangen wir mit dem klaren Verlierer an:
NDR 1 Radio MV glänzte sehr oft mit nicht gemachten Wetterprognosen. Für eine nicht abgegebene Leistung gab es auch keine Punkte. Wie bereits oben erwähnt, ging die meiste Zeit in der Suche nach aktuellen Topwerten drauf. Da blieb dann von der eingeplanten Zeit, scheinbar keine Zeit mehr für den Blick auf das Wetter der kommenden Nacht und dem kommenden Tag. Vorbereitung ist alles und die Moderatoren sollten auf Dialoge, die für den Hörer zeitweise einschläfernd wirden, verzichten. Mal schnell über das Wetter von morgen zu informieren ist hier nicht gegeben. Zudem ist das Wort "Windvorhersage" ein Fremdwort.
Antenne MV liegt im unteren Drittel der möglichen Punkte. Hier gab es selten das, was "Das Wetter für Stadt, Strand und Land" versprach. Zu pauschal waren die Wetterprognosen. Meist gab es bei den Temperaturen nur die Angabe der möglichen Höchstwerte und es gab keine Windvorhersagen. Bei Schönwetterprognosen wurden gerne die Wolken vernachlässigt, die sich oftmals vor die Sonne schoben. Unterscheidungen bei den Temperaturen zwischen Ostsee und Binnenland waren nur selten zu finden.
Ostseewelle landet in der Mitte mit nicht ganz der Hälte der möglich erreichbaren Punkte. Auch hier wird der Fokus zu sehr auf das aktuelle Wettergeschehen gerichtet. Nicht selten gab es bei den Prognosen für die kommenden Stunden schon Fehler. Wo es haperte? Bei den Wetterprognosen, Sonne-Wolken-Niederschlagsverteilung, dazu gab es selten eine Unterscheidung zwischen Ostsee und Binnenland und eine Windvorhersage gab es nicht. Hier besteht auch weiterhin ein Besserungsbedarf.
Radio B2 hält sein Versprechen, das Wetter zu erst in Mecklenburg-Vorpommern zu bringen. Bei den Wettermeldungen der Wettermelder wäre es schön, auch die aktuellen Wetterzustände zu hören, nicht nur die, oftmals abweichenden, Temperaturen. Eine klare Struktur gibt es. Was ab und an nicht klappte, der Zweitagetrend. Manchmal wurde der 1. Folgetag, auf den es ankam, vernachlässigt und gleich auf das Wetter des 2. Folgetages geschaut. Ebenfalls, wie bei den Vorplatzierten, gab es keine Windvorhersage. Bei den Temperaturen wurde ab und an mal eine Temperaturspanne erwähnt, teilweise auch die Unterscheidung zwischen Ostsee und Binnenland. Hier gibt es noch Nachbesserungsbedarf, besonders bei der Vollständigkeit. Positiv hervorzuheben ist, das es hier nur einen Moderator / eine Moderatorin gibt.
SVR Hanseradio besticht mit Ausführlichkeit und Genauigkeit. Klare Strukturen bei der Wettervorsage und Aufgliederung in Nacht, Folgetag und Aussichten mit allen dazu gehörenden Werten einer Wettervorhersage brachten die volle Punktezahl. Mehr geht nicht. Dabei wurde nicht auf die Zeit geschaut, so manche Wettervorhersage war sehr ausführlich und es wurde unterschieden zwischen den Temperaturen an der Ostsee und im Binnenland, sowie einzelne Bereiche mit besonderen Wettererscheinungen. Die vorplatzierten Sender können sich da die eine oder andere Scheibe abschneiden.
Das Schlusswort. Mecklenburg-Vorpommern ist ein Urlaubsland. Da möchten die Touristen und Urlauber auch etwas genauer wissen, wie das Wetter wird. Das gelingt nur beim Erstplatzierten, bei den anderen Sendern sollte besonders bei der Ausführlichkeit und Genauigkeit etwas gemacht werden. Wir bereits im Jahr 2013 unverändert ist die Floskel "Morgen so wie heute". Weniger ist manchmal mehr. Das bezieht sich besonders auf die alteingesessenen Sender NDR 1 Radio MV, Ostseewelle und Antenne MV. Hier wäre es schön, den Fokus auf die Wettervorhersage und nicht auf den Wetterbericht zu legen. Etwas weniger aktuelles, dafür etwas mehr vom Folgenden, etwas mehr Zeit für Ausführlichkeit und nicht laufend die Suche nach dem Extremen.
Den gewünschten Umschwung bei den Wetterprognosen gab es in den letzten sechs Jahren nicht. Höchstwahrscheinlich sind die eingeschlagenen Wege fest und der Wille zur Veränderung nicht gegeben. Damit verabschieden wir uns und werden bestimmt irgendwann einmal wieder einen Blick auf unsere Regionalsender machen. Vielleicht gibt es bis dahin ein Umdenken.