Unser Fazit zu den drei Sendern und ihren Wetterprognosen. Es gibt einen klaren Sieger und einen klaren Verlierer.
Im Zeitraum Ende Mai bis Ende August 2013 schauten wir unseren drei Regionalsendern in Mecklenburg-Vorpommern, Antenne MV, Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern und NDR 1 Radio MV, pünktlich zur Urlaubssaison etwas genauer über die Schultern und versuchten aus Sicht der Radiohörer die Wetterprognosen des aktuellen Tages für den kommenden Tag zu Papier zu bringen.
Unser Ziel und unsere Erwartungen wurden in diesem Zeitraum mehr oder weniger getroffen. Zu unterschiedlichen Zeiten, in der Regel zwischen 14 und 20 Uhr hörten wir alle drei Radiosender zur Nachrichtenzeit und schrieben die Wetterprognosen auf. Am darauffolgenden Tag gab es die Auswertung der am Vortag gemachten Wetterprognosen. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf der Wetterprognose zur Bewölkung und der zu erwartenden Niederschläge sowie der Temperaturprognose. Am Ende gab es jeweils drei Platzierungen für die beste und die schlechteste Prognose.
In diesen drei Monaten des Niederschreibens und des Auswertens fielen uns oftmals die ungenauen Prognosen, vor allem der beiden Privatsender Antenne MV und Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern, auf.
Aber zuerst werfen wir mal einen Blick auf den Aufbau der Nachrichten und der Platzierung der Wetterprognosen. Bei Antenne MV wird man laut dem Slogan "immer fünf Minuten eher informiert". Die Nachrichten sind kurz und knackig, erst für Mecklenburg-Vorpommern, dann Deutschland und die Welt. Der Servicebereich teilt sich in Blitzer, Verkehrsmeldungen und zuletzt der Wetterprognose, auf. Bei Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern sieht die Aufteilungen der Nachrichten ähnlich aus, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland und die Welt. Anschließend folgt die Wettervorhersage, der Verkehrsfunk und zuletzt die Blitzer. NDR 1 Radio MV versucht mit seinen etwas ausführlicheren Nachrichten zu Punkten. Im Servicebereich folgen dann Wetter, Verkehr und Blitzer.
Nun zu den Wetterprognosen. Diese sind teilweise einheitlich, aber teilweise auch sehr unterschiedlich ausgefallen. Dementsprechend gab es an manchen Tagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen, an anderen Tagen einen eindeutigen Sieger und einen eindeutigen Verlierer. Es ist eben wie im wahren Leben. Während bei Antenne MV ein eigener Meteorologe für die Wetterprognosen zuständig ist, bedient sich NDR 1 Radio MV dem Dienstleister Meteomedia, der ein eigenes Wetterstudio auf der Insel Hiddensee betreibt. Bei Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern ist noch immer nicht klar, woher die Wetterprognosen kommen. Alle drei Sender haben eines gemeinsam. Etwa die Hälfte der Zeit der Wetterprognose geht für das aktuelle Wetter verloren. Dabei fließen Temperatur und Wetter von scheinbar unzähligen Wetterstationen in Mecklenburg-Vorpommern ein. Diese scheint es in jedem kleinen Dorf zu geben. Nachfolgend wird kurz der Abend und die Nacht angesprochen. Die Prognose für den kommenden Tag ist meist sehr kurz und knackig und umfasst selten mehr als zwei vollständige Sätze.
Beim Blick auf das aktuelle Wetter, sprich was eigentlich ganz aktuell vorherrscht liegt Antenne MV oft daneben. Bestes Beispiel ist dabei der Blick auf das Niederschlagsradar, wo sich zahlreiche kräftige Schauerechos und teilweise auch Blitze auf Blitzkarten zeigen, es jedoch beim Sender im ganzen Land trocken ist. Besser machen es da die Kollegen von NDR 1 Radio MV und Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern.
Nun geht es aber nicht um das aktuelle Wetter sondern um die Wetterprognose für den kommenden Tag. Während sich Antenne MV meist schon ab 14 Uhr an die Prognose wagt, dauert es bei Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern teilweise noch ein paar Stunden, bis die Wetterprognose für den kommenden Tag steht. Auch bei NDR 1 Radio MV gibt es in der Regel ab 14 Uhr die Prognose für den kommenden Tag. Allerdings ist man um 20 Uhr aufgeschmissen, denn hier wird die Tagesschau übertragen. Im Anschluss gibt es dann auch die Wettervorhersage für ganz Deutschland. Man könnte die Wettervorhersage auch ausblenden und die Prognose für Mecklenburg-Vorpommern machen.
Die Qualität der Wetterprognosen ist teilweise schlecht, teilweise gut, selten wirklich präzise. Auch hier fällt gleich wieder Antenne MV ins Auge. Oft hieß es "morgen wird es wie heute". Solche Wetterprognosen bringen nur den Menschen etwas, die am Tag genügend Zeit haben, sich das Wetter anzuschauen und sich dann das ganze noch zu merken. Aus Sicht der Urlauber, die gerade aus Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen oder anderen Bundesländern nach Mecklenburg-Vorpommern kommen, nützen derartige Prognosen nichts. Auch Menschen, die in Büros arbeiten, wo sie vom Wetter nichts mitbekommen, oder tagsüber schlafen, da sie aus der Nachtschicht kommen, können mit derartigen Wetterprognosen nichts anfangen. Genauso wenig bringen Sonnenscheindauerprognosen Pluspunkte. Wenn ich höre, dass ein Sender von "bis zu 12 Stunden Sonnenscheindauer" spricht, dann liegt er erst einmal richtig. Denn alles zwischen null und zwölf Stunden ist möglich. Aber über die Wolkenbedeckung sagt mir diese Prognose gar nichts. Genauso wenig bringen mit "10 bis 12 Stunden Sonnenschein".
Nun geht es aber um die Bewertung der einzelnen Sender. Dabei sind wir ohne Vorurteile an die einzelnen Sender herangegangen. Insgesamt wurden 81 Tage Wetterprognosen aufgeschrieben und ausgewertet. Die Punktevergabe sieht wie folgt aus. Für den 1. Platz gibt es 5, für den 2. Platz 3 und für den 3. Platz jeweils 1 Punkt.
Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern bekam 34 Mal Platz 1, 26 Mal Platz 2 und 21 Mal Platz 3.
Antenne MV platzierte sich 22 Mal auf Platz 1, 20 Mal auf Platz 2 und 39 Mal hielten sie die Schlusslaterne.
NDR 1 Radio MV erhielt 28 Mal den 1. Preis, 33 Mal den 2. und 20 Mal den 3. Platz.
Schon bei dieser Auswertung fällt der große Abstand zwischen Platz 1 und Platz 3 auf. In der Gesamtwertung liegt Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt 269 Punkten auf Platz 1, dicht gefolgt mit 259 Punkten von NDR 1 Radio MV. Platz 3 erreichte weit abgeschlagen Antenne MV. Während Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern, überraschenderweise, die meisten Treffer erzielte, in der Vergangenheit gab es da doch häufig Fehlprognosen, landete etwas überraschend Antenne MV ganz hinten. Was uns so überraschte bei dem Ergebnis? Am Morgen präsentiert Wetterwerner das Wetter und macht dort seine Sache ganz gut. Aber am Nachmittag verlässt den Sender dann das Glück. Im Mittelfeld hält NDR 1 Radio MV die Stellung und kann so noch einige Punkte gut machen.
Unsere Empfehlung an alle drei Radiosender: Bringt die wichtigsten Informationen auf den Punkt, denn es ist manchmal anstrengend, bei den Wetterprognosen zuzuhören. Statt "Morgen wird es wie heute" sollte eine wirkliche Prognose erstellt werden. Ich denke dann, wie oben schon geschrieben, an die Urlauber und die, die am Tag das Wetter nicht beobachtet haben. Auch Dialoge zwischen Moderator und dem, der den Service präsentiert, sollten kurz gehalten werden. Auch beim aktuellen Wetter sollte lieber zweimal hingeschaut werden, denn oft stimmte das "aktuelle" Wetter mit der Realität nicht überein. Nehmt euch einfach die Zeit, eure Präsentationen zu überdenken und zu überarbeiten.
Alles in allem könnten die Prognosen der drei Radiosender in Mecklenburg-Vorpommern viel besser ausfallen, wenn es gewollt wäre. Unsere Beitragsreihe im Wetterforum konnte jederzeit von jedem weltweit eingesehen werden. Die Reaktionen und das, was am Ende dabei heraus kam, zeigen, dass diese Art der Hilfestellung überhaupt nicht wahrgenommen wurden. Wir brauchen nun einmal in einem Urlaubsland wie Mecklenburg-Vorpommern verlässliche und verständliche Wetterprognosen, die es sehr oft nicht gab. Möglicherweise gibt es jetzt aber den gewünschten Umschwung. Und wir von http:// werden weiterhin schauen und bestimmt die eine oder andere Aktion dazu planen und durchführen.
Text: Maik Thomaß