Das Paläoklima - Die Erdneuzeit

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Das Paläoklima - Die Erdneuzeit

07.11.2010

Die Erdneuzeit beginnt nach dieser Doppelkatastrophe ähnlich warm wie es zur Kreidezeit war. An die Stelle der ausgestorbenen Dinosaurier drängten sich zunehmend die Säugetiere, die zugleich deren Platz einnahmen. Sie wurden zur beherrschenden Tiergruppe der Erdneuzeit. Die Grube Messel bei Darmstadt liefert dabei viele fossile Funde. Sie lag vor rund 47 Millionen Jahren auf Höhe des heutigen Sizilien. In einem damals tropischen Regenwald befand sich ein tiefer Waldsee, der durch einen Vulkan entstanden ist. Auf seinem Grund versteinerten viele Tiere und blieben bis heute erhalten. Dabei zählen zu den bekanntesten die Urpferdchen, Fledermäuse und Affen.

Doktor Stefan Schal, Leiter der Messelforschung am Senkenberginstitut in Frankfurt am Main, sagt weiter: "Weiterhin gibt es Exoten bei uns in Messel, beispielsweise den Tapier und den Armeisenbären, die sind heute ausgestorben, auch die Beuteltiere gab es in Mitteleuropa, die ebenfalls ausgestorben sind, so dass es eine Fülle von Tieren haben, die wie Puzzlesteine ein Muster ergeben und uns etwas sagen, über die Flora und Fauna des Regenwaldes vor 47 Millionen Jahren."

Messel wurde, aufgrund dieser Funde, vor einigen Jahren als erster Ort Deutschlands zum Weltnaturerbe erklärt. Hierzu trugen unter anderem die Tiere bei, die am Boden des Grunds liegen, in einem hervorragenden Zustand konserviert wurden. Neben Skeletten sind die Tiere teilweise auch mit Haut, Haaren und Federn, teilweise sogar mit Mageninhalt konserviert worden.

Während sich das tropisch warme Klima auf der Nordhalbkugel noch hielt, begann sich die Erde auf der Südhalbkugel wieder deutlich abzukühlen. Bis dahin bildeten die Antarktis, Australien und Südamerika noch eine Einheit. Sie trennten sich langsam voneinander ab. Rund um die Antarktis bildete sich eine kalte Meeresströmung. Sie isolierte den Kontinent vom Rest der Ozeane. Folge war eine starke Abkühlung der Antarktis. Dabei bildete sich vor rund 35 Millionen Jahren ein starker Eispanzer, der recht schnell anwuchs. Die Folge war eine Abkühlung der gesamten Erde. Zugleich wurde es durch das gebundene Wasser im Eis trockener.

In diesem Zeitraum bildeten sich die Grasländer, die sogenannten Steppen, im Inneren der Kontinente aus. Zudem veränderte die Plattentektonik das Aussehen der Erde. Wo Platten aneinander geschoben wurden entstanden beispielsweise die Alpen, das Kaukasische Gebirge und der Himalaja. Im Bereich des heutigen Hessen kam es durch den Druck, welchen die tektonischen Platten ausübten, zu starker vulkanischer Aktivität. Dabei entstanden der Vogelsberg und die Rhön. Aber auch auf der Nordhalbkugel wurde es zunehmend kühler.

Vor rund drei Millionen Jahren kam es zu einer Veränderung in den Meeresströmungen. Sie prägen bis heute unser Klima. Zwischen Nord- und Südamerika entstand eine Landverbindung. Sie trennte Atlantik und Pazifik. Die warmen Strömungen im Atlantik wurden nach Norden abgedrängt. Bis zu einem gewissen Grad führe diese Strömung zu wärmeren Bedingungen. Zudem führte es zu stärkeren Niederschlägen. Die vom Golfstrom verursachten kräftigen Niederschläge fielen in Regionen wie Grönland als Schnee, welcher sich nach und nach auftürmte und zu Gletschern wurde. Selber der Nordpol vereiste. Er befindet sich über der offenen See. So begann in der Nordhemisphäre ein neues Eiszeitalter.

"Seit 2,6 Millionen Jahren gibt es eine Menge kleinerer Eiszeiten, und seit etwa einer Millionen Jahre gibt es etwa 10 größere Eiszeitphasen, die alle bis nach Mitteleuropa reingingen. Die Eisphase, die am weitesten nach Mitteleuropa vorgestoßen ist, war auf einer Linie Düsseldorf – Dresden," so Professor Oschmann.

Selbst nach Süddeutschland sind Gletscher vorgedrungen, deren Ursprung die Alpen waren. Ein nicht vereistes Gebiet lag zwischen den Gletschern Süddeutschlands und dem Eispanzer im Norden Deutschlands. Die typische Vegetation in diesem Gebiet war die sogenannte Tundra. Sie zeichnet sich durch kaum vorhandene Baumbestände aus. Dafür gab es zahlreiche Graslandschaften. Im Winter war es kalt, im Sommer zwar wärmer, so dass der oberste halbe Meter des Boden auftaute, jedoch reichte die Temperatur für ein Baumwachstum nicht aus. Vergleichbar ist die Landschaft mit Regionen in Nordkanada oder Sibirien. Zudem tobten seiner Zeit heftige Stürme, die Gesteinsstaub aufwirbelten und gleichmäßig über das Land verteilten. Dieser Gesteinsstaub lagerten sich beispielsweise in der Wetterau als Löß ab. Der Lößboden eignet sich sehr gut zum Ackerbau. Aufgrund dieser Eigenschaften begann die Besiedelung dieser Gebiete als erstes.

Auch heute ist die Eiszeit, welche vor rund 2,6 Millionen Jahren begann, nicht zu ende. Nach wie vor sind der Nordpol und der Südpol vereist, jedoch befinden wir uns in einer Zwischeneiszeit. Dies ist eine Warmzeit zwischen zwei Gletschervorstößen. Schon in ein paar Tausend Jahren könnten genau diese Eisschilde wieder nach Mitteleuropa vorstoßen.

Wenn man sich die Bedingungen vom Entstehen der Erde bis heute ansieht, in der die Erdatmosphäre fast nur aus Kohlendioxid bestand, sie fast gänzlich von Eis bedeckt, Temperaturen weit höher als heute vorherrschend waren, sowie einem Meeresspiegel, der 150 bis 200 Meter über dem heutigen liegt, so sieht Professor Oschmann die Erde als Planeten nicht bedroht. Er macht sich eher Sorgen um die Bewohner. "Das hat natürlich die Bedeutung, dass sich Fruchtbarkeitszonen ändern, das Küstenregionen unter Umständen überflutet werden. Das wird bei einem Planeten mit knapp 7 Milliarden Einwohnern zu Flüchtlingsströmen kommen."

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Text: Maik Thomaß, 07.11.2010 11:55

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