Grußwort von Bundeskanzler Olaf Scholz bei der internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit

Grußwort von Bundeskanzler Olaf Scholz bei der internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit

Beitragvon Maik Thomaß » 29.06.2022, 15:25

Grußwort von Bundeskanzler Olaf Scholz bei der internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit


Sehr geehrte Damen und Herren,

323 Millionen Menschen werden in diesem Jahr laut Schätzungen des Welternährungsprogramms wegen fehlenden Nahrungsmitteln in Lebensgefahr oder Existenznot geraten. Eine kaum vorstellbare Zahl! 47 Millionen davon sind allein durch Russlands Krieg in der Ukraine hinzugekommen.

Was das heißt, hat mir nicht zuletzt meine Reise Ende Mai nach Afrika sehr deutlich gemacht: Kinder, die hungrig ins Bett gehen. Mütter und Väter, die nicht wissen, wie sie ihre Familie satt kriegen sollen. Alte und Kranke, die sterben, weil ihnen schlicht die Kraft fehlt.

Und zugleich kann in vielen Teilen der Ukraine die Ernte nicht eingebracht werden wegen des Kriegs. Zugleich liegen in den Häfen und Silos am Schwarzen Meer Millionen Tonnen wertvolles Getreide und können nicht ausgeführt werden. Zugleich können sich viele Bauern weltweit keinen Dünger und keine Treibstoffe mehr leisten, weil kriegsbedingt die Preise explodiert sind. Für diese Zuspitzung trägt Russland die Verantwortung – und Russland allein.

Uns droht die schwerste Hungersnot seit Jahrzehnten, so sagen es die Vereinten Nationen voraus. Deswegen kommen wir heute hier zusammen – im Vorfeld des G7-Gipfels, der übermorgen in Elmau beginnt. Als Teil der „Global Crisis Response Group“, die UN-Generalsekretär Guterres ins Leben gerufen hat, arbeiten wir an umfassenden und solidarischen Lösungen.

Mit den Vereinten Nationen, der Ukraine, der Türkei, mit unseren europäischen Partnern und auch mit Russland sind wir in intensiven Gesprächen, um die Ausfuhr ukrainischer Agrarprodukte über den Seeweg möglichst schnell wieder in Gang zu bringen. Parallel arbeiten wir an alternativen Exportrouten über die Schiene und die Straße.

Präsident Putin hat schon vor einigen Wochen zugesagt, den Getreideexport aus der Ukraine vor allem über den Seeweg zu ermöglichen. Doch solch eine Zusage ist nichts wert, wenn sie nicht eingehalten wird. Russland muss helfen, Exporte zu ermöglichen – und endlich mit den Vereinten Nationen zusammenarbeiten! Generalsekretär Guterres hat unsere volle Unterstützung für seinen unermüdlichen Einsatz.

Mein Appell an Sie alle ist: Lassen Sie uns den politischen Druck hochhalten. Dort in Moskau sitzen die Verantwortlichen, dort könnten sie ganz leicht den Hebel umlegen. Es geht dabei auch um globale Solidarität.

Deshalb setzen wir in Elmau das Thema Ernährungssicherheit oben auf die Tagesordnung des G7-Gipfels. Deshalb habe ich meine Kollegen aus Indien, Südafrika, Indonesien, Senegal und Argentinien dorthin eingeladen. Zusammen mit der Weltbank haben wir ein „Bündnis für globale Ernährungssicherheit“ ins Leben gerufen. Viele von Ihnen unterstützen das bereits – dafür ganz herzlichen Dank! Auch Deutschland hat bereits 430 Millionen Euro zusätzlich für die globale Ernährungssicherheit zugesagt. Alle anderen möchte ich ebenfalls einladen: Unterstützen Sie uns! Unser Bündnis steht allen offen, die sich aktiv einbringen wollen.

Ich will den Gesprächen, die wir beim G7-Gipfel in Elmau führen werden, nicht vorgreifen. Aber eines kann ich Ihnen heute schon versichern: Vom Gipfel wird eine klare Botschaft an die von Hunger bedrohten Menschen weltweit ausgehen. Wir sorgen dafür, dass Euer Leben nicht zum Spielball zynischer Machtinteressen wird! Dafür haken wir uns international unter – entschlossen und solidarisch!
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