Grußwort der Bundesministerin des Auswärtigen, Annalena Baerbock, ei der internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit

Grußwort der Bundesministerin des Auswärtigen, Annalena Baerbock, ei der internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit

Beitragvon Maik Thomaß » 29.06.2022, 15:26

Grußwort der Bundesministerin des Auswärtigen, Annalena Baerbock, ei der internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit


Vielen Dank, dass Sie alle hier mit uns zusammengekommen sind: Uniting for Global Food Security – Vereint für die Globale Ernährungssicherheit.

Erst verlieren Familien ihr Land. Dann verlieren sie ihren Viehbestand. Und schließlich verlieren sie ihre Kinder. So ein entsetzliches Fazit der Vereinten Nationen zur Nahrungsmittelkrise in Somalia, wo Hunderttausende Kinder an akuter Mangelernährung leiden. Aber nicht nur am Horn von Afrika, auch in der Sahelzone, im Nahen und Mittleren Osten und in vielen anderen Regionen auf der Welt wissen Millionen von Männern, Frauen und Kindern nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit nehmen sollen. Diese weltweite Hungerkrise wird von einem Sturm sich überlagernder Krisen angefacht – von Konflikten, häufig ausgelöst durch klimawandelbedingte Katastrophen bis hin zu den Auswirkungen der Pandemie.

Russlands Krieg in der Ukraine verschärft all diese Faktoren mit zerstörerischer Kraft. Russland benutzt Hunger als Waffe und versucht, anderen die Schuld dafür zuzuschieben; dabei spielt es ein zynisches Lügenspiel.

Die Fakten jedoch sprechen für sich: Es sind nicht die Sanktionen, die für die Ernährungskrise verantwortlich sind. Richtig ist, und auch darum wird es heute gehen, dass es durch Sanktionen zu mittelbaren Effekten kommen kann. Zum Beispiel, wenn Unternehmen oder Banken sich aus Vorsicht aus an sich erlaubten Geschäften zurückziehen. Daran arbeiten wir als Europäische Union, um rechtliche Klarheit zu schaffen.

Der Beitrag dieser indirekten Effekte ist aber gering im Vergleich zu den russischen Eingriffen in den Markt – etwa der Blockade von Häfen, der Behinderung von Ernte durch die Kampfhandlungen, die Zerstörung von Infrastruktur. Hätte Russland nicht brutal gegen die Charta der Vereinten Nationen verstoßen, wäre die Welt heute eine andere.

Im März kamen 141 Länder in New York in der Generalversammlung zusammen – Uniting for Peace – Vereint für den Frieden in der Ukraine. Heute stehen wir hier – Uniting for Global Food Security – Vereint für die Globale Ernährungssicherheit.

Unsere Botschaft ist klar: Die Solidarität mit der Ukraine und die Solidarität mit jenen, die von der Ernährungskrise am meisten getroffen sind, sind untrennbar miteinander verbunden. Wir sind hier zusammengekommen, um der globalen Nahrungsmittelkrise in all ihrer Komplexität zu begegnen.

Ich bin deshalb sehr dankbar, dass die Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze, und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir heute als Gastgeber dieser Konferenz an meiner Seite stehen.

Wir bringen die größtmögliche Gruppe zusammen: 50 Delegationen. Ministerinnen und Minister, hochrangige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der G7, der Champions Group, der G20 und der Afrikanischen Union, aus den wichtigsten Geberländern, aber auch – und das ist wichtig – aus den vulnerabelsten Ländern. Denn es ist wichtig, dass wir Ihre Stimme hören. Hier geht es um Sie. Hier geht es um Eltern, die um das Leben ihrer Kinder fürchten. Wir sind hier, um unsere gemeinsame Kraft dazu zu nutzen, dieses Leid zu lindern. Deshalb sind in unseren Reihen auch Vertreter der VN und der EU, Delegierte nichtstaatlicher Organisationen und Philanthropen alle gemeinsam hier in Berlin, um zu handeln. Ich heiße Sie alle ganz herzlich willkommen!

In unseren heutigen Bemühungen sind vier Aspekte von Bedeutung: Erstens müssen wir zusammenarbeiten, um zu helfen, die Lebensmittelexporte der Ukraine außer Landes zu bekommen. Zweitens müssen wir dringend unsere humanitäre Hilfe aufstocken. Drittens müssen wir die zugrunde liegenden Faktoren angehen, um die Welt weniger anfällig für Lebensmittelkrisen zu machen, allen voran die Klimakrise. Viertens müssen wir uns mögliche indirekte Effekte von Sanktionen genau anschauen und gemeinsam mit unseren Partnern Lösungen finden, die Klarheit für alle bringen.

Es ist klar: Wir befinden uns nicht in einem Sprint, sondern in einem Langstreckenlauf. Wir müssen die globale Ernährungssicherheit auf der Agenda behalten – für die Männer, Kinder und Frauen, die weltweit Not leiden.

Gemeinsam können wir diesen Kampf gewinnen: Uniting for Global Food Security – Vereint für die Globale Ernährungssicherheit.
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